Finanzielle Situation während der Corona Pandemie – Ergebnisse unserer Semesterumfrage

Semesterumfrage: Corona-Pandemie verschärft finanzielle Probleme der Studierenden 

Unser Arbeitskreis Soziales hat die Semesterumfrage weiter ausgewertet. Heute kommen die Ergebnisse zur finanziellen Situation von Studierenden während der Corona-Pandemie.

13 % der Teilnehmer*innen gaben an, aktuell weniger Gehalt als sonst üblich zu bekommen. 11 % haben ihren Job verloren. Ebenfalls bei 13 % der Teilnehmer*innen konnten die z. B. Eltern nicht mehr wie sonst finanziell unterstützen. Das führte und führt zu ganz konkreten Problem: Im schlimmsten Fall, dass die Miete und Essen nicht mehr bezahlt werden kann, aber auch, dass nicht genug Geld für Unimaterialien, Semesterbeiträge usw. da ist.

Wer nicht schon länger BAföG bekommt, scheint auch während der Pandemie keine große Hilfe durch das BAföG zu erhalten. In den freien Textfeldern wurde angegeben, dass das BAföG-Amt leider viel zu lange für die Bewilligung benötigt.

Neben den geringeren Einkünften stehen bei vielen auf der anderen Seite Mehrausgaben für den Kauf von elektrischen Geräten, Strom und Masken. Auch sinnlose Mietausgaben wurden genannt, da wegen dem online Studium ein Umzug nach Tübingen nicht sinnvoll war. Und wegen den geschlossenen Mensen mussten einige mehr Geld für Essen ausgeben.

Bei den Mietkosten und Semestertickets wurde auch die Corona-Politik und die Universität kritisiert, da wegen fehlender Transparenz keine Planung möglich war.

Sehr oft wurde die Überbrückungshilfe des BMBFs kritisiert. Lediglich 9 von den rund 2100 Teilnehmer*innen gaben an, dass sie Überbrückungshilfe erhalten und diese unkompliziert ausbezahlt wurde. Weitere 9 gaben an, die Hilfe erst verzögert oder nach einigen Nachfragen erhalten zu haben. Insgesamt erhalten also im Umfragezeitraum weniger als 1 % der Teilnehmer*innen Überbrückungshilfe. 70 gaben hingegen an, keine Überbrückungshilfe zu erhalten und deshalb finanzielle Probleme zu haben. Besonders bemängelt wurde, dass die Hilfe erst ausgezahlt wird, wenn man alle Ersparnisse aufgebraucht und weniger als 500€ auf dem Konto hat. Auch wenn einige von euch Kredite aufgenommen haben, wurde Kredite kritisiert und die damit verbundenen Schulden kritisiert.

Vergleicht man die Antworten von Studierenden mit akademischen Hintergrund, Erstakademiker*innen und Studierenden mit Migrationsgeschichte, zeigt sich, wie sehr die Pandemie die soziale Ungleichheit verschärft. Fast überall waren Erstakademiker*innen und Studierende mit Migrationsgeschichte stärker betroffen oder erhielten weniger finanzielle Unterstützung. Ein fast doppelt so großer Anteil der Studierenden mit Migrationsgeschichte gaben im Vergleich zu Studierenden mit akademischen Hintergrund an, während der Pandemie ihren Job verloren zu haben. Beim Anteil der weggefallenen Unterstützung z. B. durch Eltern ist der Unterschied sogar drei Mal so groß.

Rund die Hälfte von euch haben angegeben, dass sich euer Studium um mindestens ein Semester verlängert. Für viele bedeutet das nicht nur, die laufenden Studiumskosten länger als erwartet bezahlen zu müssen. Dazu kommen noch weitere Kosten: Das Kindergeld wird ab 25 nicht weiter ausgezahlt und man kann sich, wenn es keine Verlängerung gibt, nicht mehr über die Familie krankenversichern.

Einige von euch konnten hingegen Geld sparen: Etwa weil ihr zurück zu euren Eltern ziehen konntet und so Mietkosten gespart habt. Auch das oftmals nicht mehr benötigte Semesterticket spart Geld. Viele von euch haben außerdem geschrieben, dass sie etwa an den Corona-Test Stationen oder als Schüler*innennachhilfe einen neuen Job finden konnten. Andere waren auf (stärkere) finanzielle Unterstützung von Eltern, Großeltern oder dem*der Partner*in angewiesen, fanden hier aber wenigstens Hilfe.

Alles in allem zeigt die Umfrage ein katastrophales Bild der finanziellen Situation vieler Studierender.


Der StuRa hat letztes Jahr eine Notlagenhilfe eingerichtet. Auch wenn wir damit nur einen kleinen Beitrag leisten können, könnt ihr euch, wenn ihr in einer akuten finanziellen Notlage seit, bei uns melden.

Du hast Lust, die Prüfungssituation für den Sommer noch weiter zu verbessern? Komm gern bei einem Treffen unseres AK Soziales vorbei (Termine findest du im Kalender) oder meld dich per Mail an aksoziales [at] lists.stura-tuebingen.de

Mehr zu unserer Semesterumfrage findest du hier

AK Soziales / Studierendenwerk / Semesterticket

Studierendenrat Tübingen