Stellungnahme: Der Name hat keine Mehrheit mehr

Die Verfasste Studierendenschaft respektiert die Entscheidung des Senats der Universität, den Namensteil „Eberhard Karls“ nicht aus ihrem Namen zu streichen. Es ist enttäuschend, dass der Antrag nicht mit der notwendigen Mehrheit angenommen wurde. 

„Auch wenn der Antrag der studentischen Senatorinnen abgelehnt wurde, hoffen wir, dass sich die Universität weiterhin mit den Namensgebern beschäftigen wird“, so die Senatorin und Vorsitzende der Verfassten Studierendenschaft Johanna Grün. „Wir wünschen uns, dass die Öffentlichkeit/Studierendenschaft sich weiterhin mit dem Thema befassen kann und es nicht in Vergessenheit gerät, welchen Anteil historische Persönlichkeiten am Aufbau der Universität hatten und wie sich diese auf die Gegenwart auswirken. Dabei freuen wir uns, dass eine Professur für Jüdische Geschichte geschaffen werden soll. Dabei darf diese Professur jedoch nicht nur ein Feigenblatt sein sondern muss tatsächlich auch an der ganzen Universität gelebt werden.

Im Antrag hatten die Antragstellerinnen das Rektorat dazu aufgerufen, „ein Konzept zur weiteren öffentlichkeitswirksamen Beschäftigung mit der Geschichte und der historischen Rolle der Universität Tübingen auszuarbeiten.“

Obwohl die erforderliche Mehrheit nicht erreicht wurde, spreche das Abstimmungsergebnis eine klare Sprache: „45,5% haben für eine Umbenennung gestimmt und damit gezeigt, dass sich ein großer Teil der Universitätsgemeinschaft nicht mehr mit den bisherigen Namensgebern identifizieren kann. Demgegenüber haben gerade mal 48,5% aktiv für den bisherigen Namen gestimmt. Er hat keine Mehrheit mehr.“ Die Universität steht nun vor der Aufgabe, weiter einen Dialog zwischen diesen Gruppen zu ermöglichen. 

Mit dem Ablauf der Senatsdebatte zeigt sich die Studierendenvertreterin zufrieden: „Es herrschte ein weitestgehend konstruktiver Ton, wir haben als Gremium und als Universitätsgemeinschaft gezeigt, dass wir auch in solch grundlegenden Entscheidungen gut miteinander reden können.“

Die Universität Tübingen führt seit einigen Monaten eine verstärkte Debatte über ihre bisherige Namensgebung nach Herzog Eberhard im Bart und Herzog Karl Eugen. Das Gutachten einer Historiker*innenkommission hatte zuvor die Debatte angeregt. Am 21. Juli 2022 stimmte der Senat in hochschulöffentlicher Sitzung gegen die Umbenennung in „Universität Tübingen“.

Lukas

Studierendenrat Tübingen